Die 16. Minigolf-Weltmeisterschaft der Allgemeinen Klasse konnte heuer mit zwei Premieren aufwarten – zum einen war es die erste Weltmeisterschaft, die außerhalb von Europa ausgetragen wurde, konkret in Zhouzhuang (China, ca 80 westlich von Shanghai), zum anderen wurde heuer erstmals ein Mixed-Bewerb ausgetragen. Für die beiden österreichischen Nationalteams war es eine durchaus zufriedenstellende WM, bei der es letztlich auch eine Medaille für Österreich zu bejubeln gab.
Für den Weltverband WMF, der wieder die Durchführung der Bewerbe mit seinem eigenen Organisationsteam übernahm, war die Vergabe einer Weltmeisterschaft nach China wohl ein ebenso großes Abenteuer wie für die Nationalverbände und die teilnehmenden Spielerinnen und Spieler. Der höhere Aufwand im Vorfeld durch die notwendigen Visa und die lange Anreise und die Schwierigkeiten vor Ort durch die oft unüberwindliche Sprachbarriere wurden ausgeblendet, sobald man im Bahnengolfzentrum in Zhouzhuang stand, wo nicht weniger als vier Minigolfanlagen nebeneinander errichtet wurden! Gespielt wurde die WM auf der Minigolf- und der Filzgolfanlage, die sich beide in recht gutem Zustand präsentierten und sehr tiefe Ergebnisse zuließen. Die Erwartungshaltung der Österreicher war positiv, zumindest mit einer Medaille wollte man jedenfalls wieder heimreisen.
Lange Zeit sah es so aus, als ob der Medaillenwunsch schon im Mannschaftsbewerb realisiert werden könnte. Österreichs Damenteam startete fulminant in den Bewerb und lag beinahe den gesamten Bewerb auf Medaillenkurs. In der vorletzten Runde verspielte man zwar den kleinen Vorsprung auf die Verfolgerinnen, die Bronzemedaille war aber immer noch zum Greifen nah. Leider spielten im Finaldurchgang die tschechischen Damen ihre größere Routine gekonnt aus und Österreich rutschte mit einer verpatzten Schlussrunde auch noch hinter Russland auf den 5. Rang zurück. Der Sieg ging an Deutschland vor Schweden. Ein ähnliches Bild bei den Herrenmannschaften, allerdings mit anderem Ausgang: Hier wurden die schwedischen Herren ihrer Favoritenrolle gerecht und siegten deutlich vor Deutschland. Um Rang 3 kämpfte Österreich lange Zeit mit dem jungen Schweizer Team, ehe leider auch hier gegen Ende etwas der Anschluss verloren ging. Platz 4 fühlte sich aber letztlich angesichts der deutlichen Leistungssteigerung im Bewerb gegenüber dem Training doch irgendwie gut an.
Im Zählwettspiel der Herren kam es zu der erwarteten Machtdemonstration der beiden schwedischen Superstars Carl-Johan Ryner und Frederik Persson. Während Ryner vor allem auf der Filzgolfanlage mit einem neuen Weltrekord über vier Durchgänge (Schnitt 23,25) aufzeigte, spielte Persson neben der zweitbesten Leistung auf Filz auch Bestscore auf der Minigolfanlage. Gleich dahinter kamen auf beiden Systemen aber schon die besten Österreicher: Mario Dangl (PSV) spielte das drittbeste Ergebnis auf der Filzgolfanlage und belegte letztlich den tollen 6. Gesamtrang, Manfred Lindmayr (WIEN) landete Dank des zweitbesten Ergebnisses auf der Betonanlage auf dem sehr guten 11. Rang. Mit Rupert Westenthaler (BIHO) kam noch ein dritter Österreicher ins Superfinale und belegte am Ende den 17. Rang. Bei den Damen schaffte es leider nur Karin Heschl (HERZO) ins Superfinale, dafür hatte sie vor der letzten Doppelrunde reele Chancen auf eine Medaille. Zwar war Gold bereits vorzeitig an die Deutsche Stefanie Blendermann vergeben, dahinter kämpften aber gleich sechs Spielerinnen um die letzten beiden Medaillen. Karin hielt gut mir und wahrte die Medaillenchance bis kurz vor Schluss, musste sich letztlich aber leider mit dem 5. Platz zufrieden geben, nur einen Schlag hinter Rang 3. Die Revanche sollte ihr aber tags darauf gelingen!
Am vierten Wettkampftag stand der neue Mixed-Bewerb am Programm, bei dem jede Nation mit bis zu vier Mixed-Paarungen aus je einer Dame und einem Herren antreten konnte. Nach einer Doppelrunde für alle teilnehmenden Paarungen, spielten die besten 12 Paare noch eine weitere Doppelrunde, wobei die Vorrundenergebnisse mitgenommen wurden. Von den vier österreichischen Teams schaffte leider nur die Paarung Karin Heschl und Manfred Lindmayr den Einzug ins Finale, dies aber souverän als Führende nach der Vorrunde. Die zweite Doppelrunde gestaltete sich zu einer wahren Nervenschlacht, in der die Führung mehrmals wechselte und auch die beiden Österreicher trotz einer schwächeren Filzrunde bis zum Ende um die Medaillen mitkämpfte. Gold und Silber wurde zwar knapp verfehlt, die Bronzemedaille war aber möglich, doch musste darüber ein Stechen mit den beiden Deutschen Vanessa Peuker und Sebastian Heine entscheiden. Ein Ass von Manfred gleich auf Bahn 1 brachte die schnelle Entscheidung für die Österreicher und die erhoffte Medaille für das österreichische Team!
Der letzten Spieltag gehörte dem KO-Bewerb und auch hier war es Karin, die Österreich lange von einer zweiten Medaille träumen ließ. Nach zwei sicheren Siegen in den ersten beiden Runden, musste sie sich im Halbfinale leider knapp der Italienerin Anna Bandera mit 4:5 geschlagen geben. Im Spiel um Platz setzte es dann eine 1:4-Niederlage gegen die dreifache Goldmedaillengewinnerin dieser WM Stefanie Blendermann. Den Sieg holte sich letztlich Anna Bandera im Stechen gegen die Deutsche Vanessa Peuker, nachdem diese auf Bahn 18 bereits einen Matchball vergeben hatte. Bei den Herren kam mit Julian Weibold (BRAUN) nur ein Österreicher in Runde 2, wo er dann etwas unglücklich gegen den Schweden Ulf Kristiansson im Stechen verlor. Der Sieg ging an den Schweizer Beat Wartenweiler, der nicht nur in Runde 2 drei Bahnen vor Schluss schon 2:5 gegen Carl-Johan Ryner zurücklag und sich – das Aus vor Augen – mit drei gewonnenen Bahnen in Folge noch ins Stechen rettete und dort als Sieger vom Platz ging, sondern auf seinem Weg zu WM-Gold in allen fünf Partien gegen schwedische Spieler erfolgreich blieb!
Sämtliche Ergebnisse findest du wie gewohnt im Bereich Bewerbe.
Ein Highlight dieser Weltmeisterschaft waren mit Sicherheit auch die mehrstündigen Live-Übertragungen im chinesischen Fernsehen sowie im Internet, mitsamt fachkundigem Kommentar in deutsch und englisch. Wer nicht live dabei war, hat über folgende Links die Möglichkeit, sich selbst ein Bild von der Spannung und der Stimmung in den jeweiligen Finalrunden zu machen: